Museum Franz Gertsch, Burgdorf
Architekten: Hansueli Jörg und Martin Sturm aus Langnau i. E.
Fotografie © Bernhard Strahm, Gerlafingen

Architektur

Ausgangspunkt der Planungen war ein städtebaulicher Wettbewerb für das so genannte Milka-Areal und seine Einbindung in die Unterstadt, der noch keine Funktionsvorgaben enthielt. Erst später wurde die Nutzung als Museum definiert und das im Wettbewerb siegreiche Architektenteam Jörg & Sturm (Langnau/CH) mit der Planung beauftragt. Ihr Entwurf sah mit drei einfachen, direkt zueinander gestellten Betonkuben eine Verbindung aus der geschlossenen Bebauung der Altstadt und dem rechtwinkligen Parzellenmuster des Bahnhofquartiers vor. Zusammen mit den umliegenden Gebäuden ergeben sie ein ausgewogenes Verhältnis von Figur und Grund. Wichtig war die Anbindung an das städtische Wegnetz: So verbindet ein öffentlicher Fussweg, der mitten durch das Museum führt, die Lyssachstrasse mit dem Oberstadtweg. Die Sicht ins Innere des Gebäudes bleibt jedoch verwehrt und markiert den privaten Charakter des Museums.

Ein souveräner Umgang mit Geometrie und Proportionen prägt den Bau aussen wie innen. Die Gebäudekörper als Ganze, aber auch Teilbereiche wie Wand- oder Fensterflächen bis hin zu den auf dem Boden verlegten Betonelementen folgen klar definierten Proportionsmustern wie etwa dem Goldenen Schnitt. Die Beschränkung auf wenige Materialien und Farben ist Programm und findet sich auch im Inneren wieder. Die Gebäudehülle besteht ausschliesslich aus Beton und Glas. Alle Einschnitte in die Baukörper sind speziell angefräst und vermitteln den Eindruck, als seien sie nachträglich herausgeschnitten worden. Im Inneren dominieren weisse Wände und Eichenböden in den Ausstellungsräumen bzw. ein grauer Gussboden in Foyer und Treppenhaus.

Intensive Gespräche mit dem Künstler führten zur massgeschneiderten Dimensionierung der Räume und zu einem Betriebskonzept mit einem zentralen Raum – Treppenhaus und Foyer – von dem aus alle Ausstellungsräume erschlossen werden. Insgesamt standen ab 2002 ca. 1‘000 m2 Ausstellungsfläche zur Verfügung, die sich auf fünf Räume verteilten.

 

Museum Franz Gertsch, Burgdorf
Architekten: Hansueli Jörg und Martin Sturm aus Langnau i. E.
Fotografie © Bernhard Strahm, Gerlafingen

Erweiterungsbau

Mit dem skulpturalen Erweiterungsbau von Martin Sturm in Form einer Jahreszeiten-Uhr kamen 2019 rund 300 m2 Ausstellungsfläche und somit drei weitere Räume hinzu.

„Entlang der Platanenstrasse erkennt man zwei markante Einschnitte, respektive drei betonierte Vielflächer, deren eine Fläche präzise nach Norden hin geneigt ist. Diese Flächen haben mit dem Lauf der Sonne zu tun. Die steilste der drei Flächen steht für den längsten Tag. Am längsten Tag steht die Sonne mittags hoch am Himmel und beleuchtet nur an diesem einen Tag diese Fläche. An allen anderen Tagen steht die Sonne tiefer und vermag deshalb die Fläche nicht zu bescheinen. Diese Fläche liegt also während 364 Tagen im Schatten. Im Gegensatz dazu ist die am wenigsten geneigte Fläche das ganze Jahr besonnt, mit Ausnahme des kürzesten Tags. Einzig am 23. Dezember liegt diese Fläche im Schatten. Ähnlich verhält es sich mit der mittleren Fläche, die den Sonnenstand bei Tag- und Nachtgleiche abbildet. Die drei Flächen sind Teil einer Jahreszeiten-Sonnenuhr. Bei fragendem Hinschauen entdecken Sie weitere Bezüge zum bestehenden Museum oder an der geometrischen Form der Museumserweiterung.“ (Martin Sturm, 2019)

Entscheidend für die Wahrnehmung und Orientierung im Inneren ist die präzise kalkulierte Lichtführung, die stets nur indirekt über die Projektion an Wände, Decken und Böden erfolgt und dabei vollkommen homogen bleibt. Sie vermittelt den Eindruck von unaufdringlicher Weite und Lichtfülle. Die Räume sehen vielfältige Varianten von natürlichem Ober- und Seitenlicht sowie von reinem Kunstlicht vor und bieten damit ideale Bedingungen nicht nur für die Werke von Franz Gertsch, sondern auch für die unterschiedlichen Anforderungen eines Wechselausstellungsprogramms.

Museum Franz Gertsch, Burgdorf
Architekten: Hansueli Jörg und Martin Sturm aus Langnau i. E.
Fotografie © Jeroen Seyffer, Bern