Fontana rosa
Lucio Fontana
Concetto spaziale (Detail), 1960
Wasserfarbe auf Leinwand
Watercolor on canvas
Privatsammlung
Private collection
Courtesy Galerie Gmurzynska, Köln
© 2004 Fondazione Lucio Fontana, Mailand

Lucio Fontana

Lucio Fontana

08.04.2004 – 27.06.2004

Als einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der europäischen Nachkriegskunst ist Lucio Fontana (1899-1968) zugleich einer der widersprüchlichsten seiner Zeit. Bekannt geworden ist Fontana mit der radikalen Geste seiner Schnitte und Perforierungen monochromer Leinwände. Mit der Verletzung der traditionellen Bildoberfläche eröffnete er der illusionistischen Darstellung des Raumes eine neue Dimension der konkreten Erfahrung des Raumes im Bild. Bildraum wird damit für den Betrachter als Erfahrungsraum konkret spürbar und verbindet formal wie inhaltlich einzelne Gattungen.

So heisst es in Fontanas berühmten Manifesto Bianco von 1946: „Notwendig ist eine Veränderung von Inhalt und Form. Notwendig ist die Überwindung von Malerei, Bildhauerei, Dichtung und Musik. Wir brauchen eine umfassendere Kunst, die den Bedürfnissen des neuen Geistes entspricht.“ Perforierte Leinwände, Skulpturen in unterschiedlichsten Materialien, raumgreifende Neonarbeiten sowie Bühnenbildentwürfe zeugen von seinem kreativen Schaffensprozess. Fontana blieb jedoch in seinem universalistischen Denken zeitlebens den traditionellen Gattungen der Zeichnung, Malerei und Skulptur als Ausgangspunkt verbunden. Inhaltlich sind Fontanas Arbeiten eng mit der Wissenschaft und den neuen Medien seiner Zeit verknüpft und verweisen so auch auf das wechselseitige Verhältnis von Tradition und Moderne in seinem Werk.

Die Ausstellung "Lucio Fontana" im Museum Franz Gertsch versammelt Werke seiner berühmten Buchi (Löcher), Tagli (Schnitte) und Teatrini (Kleine Theater) die bisher selten präsentiert wurden. Parallel zu seinen perforierten abstrakten Arbeiten entstand ein reiches grafisches Werk mit abstrakten wie auch figürlichen Arbeiten, die der Kunstwelt bisher weitgehend unbekannt geblieben sind. Erstmalig präsentiert die Ausstellung diese Werkgruppe mit zahlreichen Studien zu figurativen Skulpturen und Neonarbeiten, frühe Zeichnungen von Roboterwesen sowie grossformatigen Tuschpinselzeichnungen von Frauenakten. Dank dem grosszügigen Entgegenkommen der Fondazione Lucio Fontana in Mailand kann die Werkgruppe der Zeichnungen erstmals in diesem Umfang gezeigt werden. Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung bildet die Rekonstruktion des Ambiente spaziale bianco mit der Fontana bei der Documenta IV in Kassel 1968 beim internationalen Kunstpublikum Furore machte.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Lóránd Hegyi, René Hirner, Ursula Köhler, Anna Pfeiffer, Reinhard Spieler und Wendelin Renn im Hatje Cantz Verlag in deutscher Sprache. Sowie ein Kurzführer zur Ausstellung mit einem Text von Pirkko Rathgeber in deutscher und englischer Sprache.