Gräser VII, 2019
Eitempera auf ungrundierter Baumwolle
Tempera on unprimed cotton
240 x 340 cm
Besitz des Künstlers
Collection of the artist
© Franz Gertsch
Franz Gertsch
Gräser
24.10.2020 – 29.08.2021
Im Jahr des 90. Geburtstags des Künstlers zeigt das Museum Franz Gertsch nach der erfolgreichen Ausstellung mit Gemälden aus den 1970er Jahren nun die neuesten Werke: Im Zentrum der Präsentation stehen drei Gemälde, die sich in freier Art und Weise dem Gertsch sehr vertrauten Thema der Gräser annehmen. Dazu werden Gemälde und Holzschnitte aus den Jahren 1987 bis 2020 kombiniert. Ab dem 19.03.2021 ist ausserdem der Holzschnitt "Sommer II" (2019) erstmals im Museum zu sehen.
Hier geht's zum virtuellen Rundgang durch die Ausstellung in ihrem ursprünglichen Zustand, ab dem 19.03.2021 ist sie im Museum Franz Gertsch in einer verkleinerten Form zu sehen
Mit „Gräser V“ (2018/19), das 2019/20 im Museum Franz Gertsch zu sehen war, begann Franz Gertsch wieder eine neue Phase in seinem Schaffen. Der Kunsthistoriker Ulrich Loock sprach hier sogar von einem „Bruch“. Das Thema der neuen Gemälde, Gräser, genauer gesagt, die schilfartige Waldzwenke, ist Gertsch vertraut: Es erscheint als Motiv seit 1995 in Gemälden, seit 1999 im Holzschnitt. Neu ist nun jedoch die Herangehensweise an die Ausführung. Seit 1969 steht dem Künstler für seine Gemälde und Holzschnitte eine Diaprojektion Modell, von der er sich jedoch bereits seit „Herbst“ (2007/08) mehr und mehr befreite. Nun erfolgte mit „Gräser V“ ein weiterer Einschnitt. Gertsch zeichnete die gesamten Umrisse der Gräser vor und gestaltete hiermit bereits das Gemälde: Er wählte aus, vereinfachte und formte. Die lineare Komposition gewinnt in diesem Moment seines Spätwerkes an Bedeutung, in gewisser Weise findet eine Verschmelzung der Technik der letzten Jahrzehnte mit derjenigen des Frühwerkes statt. Franz Gertsch spricht von einer möglichen „Läuterung“, man könnte es jedoch auch eine Sublimation mit dem Wissen und der Reife der Erfahrung nennen.
„Gräser VI“ (2019) zeigt in zarten Blau- und Grüntönen gehaltene Halme vor dunklem Grund. „Gräser VII“ (2019) überrascht hingegen mit starker Farbigkeit: Es zeigt grünblaue Halme vor leuchtend rotem Hintergrund. In der Abstraktion geht der Künstler mit diesem Werk noch einen Schritt weiter und nickt möglicherweise noch einmal seinem Lehrer Max von Mühlenen zu, der eine Rot-Blau-Malerei propagierte.
Das dritte der hier ausgestellten neuen Gräser-Gemälde, „Gräser VIII“ (2019/20), erscheint nun fast vollkommen vergeistigt. Gertsch wandte sich mit den Gräsern auch wieder der Farbe Blau, dem Pigment Lapislazuli zu, das ihn ebenfalls seit Jahren begleitet. So entstand 1995 etwa ein abstraktes Gemälde auf Japanpapier mit reinem Lapislazuli („Lapis Lazuli: 8.III.1995“, 1995, Dammarmalerei auf Kumohadamashi Japanpapier von Heizaburo Iwano, 276 x 382 cm, Hess Collection). Dieses im Schaffen von Franz Gertsch einzigartige Werk erweist sowohl dem Pigment als auch dem handgeschöpften Papier seine Reverenz. Für „Gräser VIII“ verwendete er nun die kostbarste der erhältlichen Varianten, das nach alten Rezepten hergestellte Fra Angelico Blau. Das Gemälde entstand dann auch wie ein Fresko zu Zeiten dieses Malers der italienischen Frührenaissance. Das reine Lapislazuli wurde mit einem Borstenpinsel in die Leinwand einmassiert und entfaltet eine beinahe übernatürlich leuchtende Wirkung.
In den weiteren Räumen der Ausstellung taucht das Gräser-Thema in Variationen immer wieder auf. Dazu runden weitere Gemälde und Holzschnitte die Präsentation zum späten Schaffen des Künstlers ab.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit Franz Gertsch.
Mit „Gräser V“ (2018/19), das 2019/20 im Museum Franz Gertsch zu sehen war, begann Franz Gertsch wieder eine neue Phase in seinem Schaffen. Der Kunsthistoriker Ulrich Loock sprach hier sogar von einem „Bruch“. Das Thema der neuen Gemälde, Gräser, genauer gesagt, die schilfartige Waldzwenke, ist Gertsch vertraut: Es erscheint als Motiv seit 1995 in Gemälden, seit 1999 im Holzschnitt. Neu ist nun jedoch die Herangehensweise an die Ausführung. Seit 1969 steht dem Künstler für seine Gemälde und Holzschnitte eine Diaprojektion Modell, von der er sich jedoch bereits seit „Herbst“ (2007/08) mehr und mehr befreite. Nun erfolgte mit „Gräser V“ ein weiterer Einschnitt. Gertsch zeichnete die gesamten Umrisse der Gräser vor und gestaltete hiermit bereits das Gemälde: Er wählte aus, vereinfachte und formte. Die lineare Komposition gewinnt in diesem Moment seines Spätwerkes an Bedeutung, in gewisser Weise findet eine Verschmelzung der Technik der letzten Jahrzehnte mit derjenigen des Frühwerkes statt. Franz Gertsch spricht von einer möglichen „Läuterung“, man könnte es jedoch auch eine Sublimation mit dem Wissen und der Reife der Erfahrung nennen.
„Gräser VI“ (2019) zeigt in zarten Blau- und Grüntönen gehaltene Halme vor dunklem Grund. „Gräser VII“ (2019) überrascht hingegen mit starker Farbigkeit: Es zeigt grünblaue Halme vor leuchtend rotem Hintergrund. In der Abstraktion geht der Künstler mit diesem Werk noch einen Schritt weiter und nickt möglicherweise noch einmal seinem Lehrer Max von Mühlenen zu, der eine Rot-Blau-Malerei propagierte.
Das dritte der hier ausgestellten neuen Gräser-Gemälde, „Gräser VIII“ (2019/20), erscheint nun fast vollkommen vergeistigt. Gertsch wandte sich mit den Gräsern auch wieder der Farbe Blau, dem Pigment Lapislazuli zu, das ihn ebenfalls seit Jahren begleitet. So entstand 1995 etwa ein abstraktes Gemälde auf Japanpapier mit reinem Lapislazuli („Lapis Lazuli: 8.III.1995“, 1995, Dammarmalerei auf Kumohadamashi Japanpapier von Heizaburo Iwano, 276 x 382 cm, Hess Collection). Dieses im Schaffen von Franz Gertsch einzigartige Werk erweist sowohl dem Pigment als auch dem handgeschöpften Papier seine Reverenz. Für „Gräser VIII“ verwendete er nun die kostbarste der erhältlichen Varianten, das nach alten Rezepten hergestellte Fra Angelico Blau. Das Gemälde entstand dann auch wie ein Fresko zu Zeiten dieses Malers der italienischen Frührenaissance. Das reine Lapislazuli wurde mit einem Borstenpinsel in die Leinwand einmassiert und entfaltet eine beinahe übernatürlich leuchtende Wirkung.
In den weiteren Räumen der Ausstellung taucht das Gräser-Thema in Variationen immer wieder auf. Dazu runden weitere Gemälde und Holzschnitte die Präsentation zum späten Schaffen des Künstlers ab.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit Franz Gertsch.