Ohne Titel (Einladungsplakat Museum Franz Gertsch), 2009
Farbiger Holzschnitt auf Papier
Coloured woodcut on paper
200 x 168 cm
Foto: Alistair Overbruck
© Gert & Uwe Tobias, 2009, ProLitteris, Zürich
Gert & Uwe Tobias
Gert & Uwe Tobias
14.03.2009 – 28.08.2009
Das Museum Franz Gertsch zeigt vom 14. März bis zum 28. August 2009 die erste Einzelausstellung der aus Siebenbürgen stammenden Künstler Gert & Uwe Tobias (*1973) in der Schweiz. Das Künstlerduo, das dem Medium des Holzschnitts aufregende Aktualität verleiht, hat für die Ausstellung in Burgdorf knapp fünfzig brandneue Arbeiten geschaffen. Neben grossformatigen Holzschnitten werden verschiedene Arbeiten auf Papier gezeigt (Zeichnungen, Aquarelle, so genannte Schreibmaschinenzeichnungen und Collagen) sowie Keramikplastiken. Darüber hinaus haben Gert & Uwe Tobias das Ausstellungsplakat selbst entworfen und als Holzschnitt ausgeführt. Während der Ausstellung wird eine Begleitpublikation in Form eines Künstlerbuches erscheinen.
Holzschnitte mit Figuren in intensiv leuchtenden Farben begegnen ornamentalen Darstellungen mit pflanzlichen Motiven. Mit Hilfe einer Spezialsäge erstellen die Brüder am frei stehenden Sägeblatt ihre Druckstöcke aus Pappelholz in verschiedenen Formen nach einer zeichnerischen, am Computer nachbearbeiteten Vorlage. Auf dem Papier, gedruckt mit dem eigenen Körpergewicht, fügen sich die Abdrücke mit Linoldruckfarbe zu malerischen Kompositionen zusammen. Dabei ist jedes Werk eine Gemeinschaftsarbeit: zeichnerische Vorlage, technische Ausführung als Holzschnitt und endgültige Fertigstellung entstehen im Dialog und in der kritischen Auseinandersetzung der beiden Brüder.
Ergänzt werden die Holzschnitte von Arbeiten auf Papier im DIN A4-Format und von kleinen Keramikplastiken. Skurrile Figuren treffen auf gespenstische Gestalten; bei den Schreibmaschinenzeichnungen reihen sich Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen aneinander und übereinander. Sie sind getippt auf Papier an mechanischen Schreibmaschinen und ergeben ebenso humorvolle wie faszinierende Darstellungen.
Darüber hinaus wird in Burgdorf erstmals eine neue Werkgruppe vorgestellt, „Die Mappe“. Eine rumänische Stickereimappe der Mutter von Gert & Uwe Tobias ist der Ausgangspunkt für eine Serie von Holzschnitten, die auf die Rasterung eines Stickmusters Bezug nehmen. Das farbenfrohe Ensemble nimmt mit seinen geometrisch gerasterten Bildoberflächen Verbindung mit der klaren und strengen Gliederung der Museumsarchitektur, wie etwa der gleichmässig strukturierten Oberlicht-Decke, auf.
Gert & Uwe Tobias stammen ursprünglich aus Siebenbürgen im heutigen Rumänien, wo sie ihre ersten zwölf Lebensjahre verbrachten – 1985 wanderte die Familie nach Deutschland aus. Die alte Heimat mit Brauchtum und Volkskunst hat deutliche Spuren in den Arbeiten der Zwillinge hinterlassen. Insbesondere mit der Kombination eines volkstümlichen, traditionellen Bildvokabulars und einer zeitgenössischen, ganz eigenen Formensprache werden die Tobias-Brüder zu Erneuerern des Holzschnitts.